Seit knapp einem Jahr gilt die DS-GVO. Firmen und Organisation haben hierdurch unter anderem erweiterte Informationspflichten, müssen Verarbeitungsverzeichnisse für Personen-Daten erstellen und Datenschutz bereits in Produktionsprozessen mit einplanen. Aus Sicht des Digitalverbands Bitkom gibt es gute Effekte durch die EU-Datenschutz-Grundverordnung, jedoch auch noch immer deutlichen Verbesserungsbedarf.

Mit der DS-GVO hat die EU eine internationale Strahlwirkung erzeugt

Dazu sagt Bitkom-Präsident Achim Berg: „Auf der Haben-Seite stehen erstmals EU-weit einheitliche Datenschutzregeln. Mit der DS-GVO hat die EU zudem eine internationale Strahlwirkung erzeugt. Globale Konzerne orientieren sich ebenso daran wie wichtige Handelspartner.“ Mängel gebe es insbesondere in der praktischen Auslegung und Durchsetzung der Regelungen. Dazu nochmals Berg: „Mitgliedsstaaten, Datenschutzbehörden und Unternehmen – sie alle interpretieren die Verordnung noch unterschiedlich.“

In den Unternehmen findet Datenschutz mehr Aufmerksamkeit

Aus Bitkom-Sicht bestehen noch immer große rechtliche Unsicherheiten in der Anwendung der Verordnung. Bitkom-Präsident Berg: „Problematisch für die Wirtschaft ist vor allem, dass die DS-GVO keinen Unterschied zwischen einem globalen Konzern und einem Kiez-Handwerker macht. Tatsächlich profitieren große Anbieter sogar stärker von dem einheitlichen Rechtsrahmen als kleinere und mittlere Unternehmen, bei denen der Verwaltungsaufwand stärker zu Buche schlägt.“ Tagtägliche Prozesse in Firmen würden somit oftmals zum „Datenschutz-Hürdenlauf“.

Bitkom zieht gemischte Jahresbilanz zur DS-GVO – Hinweis zur Methodik

Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 606 Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten telefonisch befragt. Die Umfrage ist repräsentativ für die Gesamtwirtschaft.

Aber drei Viertel sehen Datenschutz als größte Hürde für Einsatz neuer Technologien

Insgesamt habe die DS-GVO die deutsche und europäische Wirtschaft nachhaltig verändert, meint Berg: „Das Bewusstsein für Datenschutz ist auf allen Seiten höher. Das ist positiv. Dennoch: Im Rahmen der ausstehenden Überprüfung muss die Politik sagen, wo Bürokratie abgebaut und Unklarheiten im Text beseitigt werden. Gleichzeitig sollten Datenschutzbehörden noch stärker den Dialog mit den Unternehmen suchen und ihnen alltagsnahe Hilfestellungen zur Hand geben.“

Viele Firmen fühlen sich immer öfter von Datenschutzregeln ausgebremst

Denn in der Praxis fühlen sich viele Firmen laut Bitkom immer öfter von Datenschutzregeln ausgebremst. So sehen 74 Prozent der Firmen Datenschutz-Anforderungen als die größte Hürde bei der Verwendung neuer Techniken. 2018 sagten dies erst rund zwei Drittel (63 Prozent), im Jahr 2017 nicht einmal die Hälfte (45 Prozent).