DSGVO: Stillstand bei der Umsetzung

Erst ein Viertel der deutschen Firmen hat die DS-GVO (EU-Datenschutz-Grundverordnung) erst vollständig umgesetzt. Entsprechend hadert vier Monate nach Fristablauf die deutsche Wirtschaft mit der Umsetzung der DS-GVO. Weitere 40 Prozent haben die Regeln zum größten Teil umgesetzt, 30 Prozent teilweise. Erst angefangen mit den Anpassungen haben fünf Prozent der deutschen Firmen

Kaum Fortschritt bei der Umsetzung der Datenschutz-Grundverordnung – Hinweis zur Methodik:

Basis der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 502 für den Datenschutz verantwortliche Personen (Betriebliche Datenschutzbeauftragte, Geschäftsführer, IT-Leiter) von Unternehmen aller Branchen ab 20 Mitarbeitern in Deutschland telefonisch befragt. Die Umfrage ist repräsentativ.

Nur ein Viertel der Unternehmen ist bereits DS-GVO-konform

Zu den Ergebnissen der Umfrage sagt Susanne Dehmel, Bitkom-Geschäftsleiterin Recht und Sicherheit: „Die Bilanz ist ernüchternd. Bei der Umsetzung der DS-GVO haben sich viele Unternehmen klar verschätzt. Für andere ist die komplette Umsetzung wohl kein zeitliches Problem, sondern ein Ideal, das gar nicht zu erreichen ist. Vielen ist offenbar auch erst im Laufe der Prüfung und Anpassung ihrer Prozesse bewusst geworden, was für einen Nachholbedarf sie beim Datenschutz haben.“

Wirtschaft fordert Erleichterungen für KMU

Eine deutliche Mehrheit der Firmen in Deutschland beklagt zudem höhere Aufwände durch die DS-GVO während der laufenden Arbeit. 78 Prozent geben dies an, davon 45 Prozent einen deutlichen Mehraufwand. Im Mai 2018 kamen nur 58 Prozent der befragten Firmen zu diesem Ergebnis. Lediglich 19 Prozent der Unternehmen rechnen mit gleich hoch bleibendem Aufwand im laufenden Betrieb, zuvor war es noch gut ein Drittel. Insbesondere die erweiterten Informations- und Dokumentationspflichten machen der Mehrheit Probleme. So ist für 96 Prozent der Aufwand für die Erfüllung der Dokumentations-Pflichten angestiegen, 87 Prozent bestätigen dies für die Erfüllung der Informations-Pflichten. Auch haben Firmen in Deutschland Mühe damit, das Personal zu den EU-Datenschutzregeln zu schulen. Acht von zehn geben dies an. Dazu Dehmel, Bitkom-Geschäftsleiterin für Recht und Sicherheit: „Für die Unternehmen bleibt die DS-GVO auch langfristig ein Kraftakt.“

Unternehmen fordern, dass Regeln nachgebessert werden

Fast alle deutschen Firmen haben darum die Forderung, dass die neuen Regeln überarbeitet werden sollten. Nicht weniger als 96 Prozent vertreten diese Meinung. 61 Prozent sind gar der Meinung: Die EU-Datenschutz-Grundverordnung muss auf jeden Fall entkompliziert werden. Auf Platz 1 stehen dabei grundsätzliche Erleichterungen für kleinere Firmen. 90 Prozent derer, die Nachbesserungen fordern, machen diese Angabe. 83 Prozent der deutschen Unternehmen fordern, die Informationspflichten der DSGVO näher an die Praxis anzupassen. 37 Prozent wünschen sich, dass die Pflicht zur Bestellung eines Beauftragten bzgl. Des Datenschutzes eingeschränkt wird. „Gänzlich neue Datenschutzpflichten sind gerade für kleine Unternehmen nur schwer zu stemmen,“ sagt dazu Dehmel.

Unternehmen fordern Nachbesserungen

Bei einer allgemeineren Bewertung der DSGVO hat sich die Stimmung binnen 12 Monate markant verschlechtert. 63 Prozent sagen derzeit: Die DS-GVO macht die Prozesse in der Fima schwieriger. Im September des vorigen Jahres sagten dies lediglich 42 Prozent. Nur noch 30 Prozent sind der Ansicht, dass ihnen die Datenschutzgrundverordnung Vorteile bringe. 12 Monate zuvor waren es noch 39 Prozent. Jedes achte Unternehmen (12 Prozent) stellt fest: Die DSGVO stellt eine Gefahr für unser Geschäft dar. Trotzdem sehen viele Interviewte auch gute Effekte der DS-GVO. 46 Prozent sehen in der DS-GVO einen Wettbewerbsvorteil für europäische Unternehmen. 62 Prozent sind der Meinung, die neuen Datenschutzregeln werden zu einheitlicheren Bedingungen im Wettbewerb in der Europäischen Union führen.